„Dolle Deerns“-Mädchentreff klagt über mangelnde Unterstützung für die Berufsfindungstage
Ch. v. Savigny, Wilhelmsburg. „Es ist immer wieder toll zu sehen, wie konzentriert die Mädchen bei der Sache sind“, sagt Nihada Moric vom Leitungsteam des Mädchentreffs „Dolle Deerns“ Kirchdorf-Süd. Vor wenigen Wochen gingen bei der Einrichtung, die sich an junge Frauen im Alter von zehn bis 27 Jahren wendet, wieder die jährlichen Berufsfindungstage über die Bühne: Zwei Tage lang durften sich die Teilnehmerinnen in eher frauenuntypischen Berufen wie Metallerin, Polizistin, Feuerwehrfrau, Chemikantin, Orthopädietechnikerin oder Kfz-Mechanikerin ausprobieren.
Das Projekt, das jetzt bereits im 30. Jahr gelaufen ist, wird in Zusammenarbeit mit den Stadtteilschulen (STS) Nelson Mandela und Stübenhofer Weg organisiert, Veranstaltungsort ist jeweils die Honigfabrik. „Das Angebot ist deshalb so wertvoll, weil die Teilnehmerinnen auf die Weise Berufe kennenlernen, in die sie sonst niemals hineinkämen“, so Moric.
WIR MACHEN DAS SCHLIESSLICH AUF EIGENES RISIKo
NIHAHA MORIC,
LEITUNGSTEAM
DOLLE DEERNS
Das Problem ist die Finanzierung: Rund 10.000 Euro muss der Mädchentreff jedes Jahr aufbringen, um Anleiterinnen und Material bezahlen zu können. Die beiden STS – die traditionell einen Großteil
ihrer Achtklässlerinnen zu den Berufsfindungstagen schicken – steuern zusammen 2.500 Euro bei. Dazu kommt eine Unterstützung vom Bezirksamt von 2.000 bis 4.000 Euro, die allerdings jedesmal neu
beantragt werden muss. In der Regel verbleibt ein Fehlbetrag von 3.500 bis 5.500 Euro. Moric spricht von dem „Riesenaufwand“, sich tage- und wochenlang ans Telefon zu hängen, um noch rechtzeitig
Sponsoren für das Projekt zu finden. „Was wir bräuchten, ist eine finanzielle Absicherung“, sagt sie. „Wir machen das schließlich auf eigenes Risiko. Die größte Schwierigkeit ist, wenn wir im
Sommer noch nicht wissen, wie wir das Ganze auf die Beine stellen sollen. Viele sagen: Wir wollen mehr Frauen in den Betrieben haben – aber warum wird dann nicht mehr investiert?“
Der Mädchentreff im Erlerring 9 bietet Mädchen und jungen Frauen wochentags ab 14 Uhr die Möglichkeit, zusammen zu spielen, unter Aufsicht Hausaufgaben zu machen oder auch gemeinsam Mittag zu
essen. Zur Verfügung stehen außerdem ein Werkraum, zum Beispiel für Siebdruck und Nähen, ein Internetraum mit sechs Computern, ein Arbeitsraum und ein „Chillraum“. Pro Tag hat die Einrichtung 30
bis 50 Besucherinnen, 80 Prozent davon kommen regelmäßig. Alle Angebote sind kostenlos.
Dieser Artikel erschien am 30. Oktober im Elbe Wochenblatt.